عشرة


Es ist 16.00h, der Muezzin verkündet meinen Feierabend.
Ich sitze in der Kirche und staune, wie das Licht die goldenen Mosaike zum Funkeln bringt.
Alles erstrahlt, der goldene Schimmer überträgt sich auf die Kirche.
16.00-17.00h die schönste Zeit um diesen Moment zu genießen.
Es ist ganz still, wie aus weiter Ferne höre ich die Muezzine singen, ansonsten nur das Tackern der Tastatur.
Schon 10 Tage in Jerusalem, schon 10 Tage im Heiligen Land schon 10 Tage Eindrücke und Begegnungen.

Es ist leicht ins Gespräch mit den Leuten zu kommen, man wird angesprochen, wo man geht und steht. Woher man kommt, was man hier macht … es ist einfach, wenn man nur auf die Menschen eingeht.
Viele sprechen ein sehr gutes Englisch manche auch deutsch.
Man unterhält sich wechselt nette Worte und beide Seiten gehen mit einem Lächeln im Gesicht auseinander.
Ich frage mich oft, warum es so schwierig ist, in Frieden miteinander zu leben, wo es so einfach ist zu reden, miteinander.
Man läuft durch die Stadt und kann vor und zurückspringen, in Zeit und Entwicklung, durch 10 Schritte, die man tut.
Neustadt, Preise in den Supermärkten, sauber, Straßenbahn und Bars.
­Altstadt, feilschen auch im Supermarkt, Plastiktüten überall, Busse und ­Shishabars.
Hin und her, rechts und links, vor und zurück.
Wo jeder hingehört ist klar getrennt und wird verlautet sollte sich jemand verirren, in der Neustadt deutlicher als in der Altstadt.
Das Heilige Land ist voll Geschichte und Geschichten, oft gehen diese Geschichten nicht gut aus.
Am Montag ist ein sechzehnjähriger Junge gestorben:
An den Folgen einer Schussverletzung, sagt die eine Seite, an den Folgen eines Sturzes, sagt die andere Seite.
Es flogen Steine von der einen Seite, Tränengasgeschosse von der anderen.
Jerusalem, die Stadt der zwei Gesichter, der zwei Ansichten.

Die Zeit vergeht wie im Flug, die Tage fliegen vorbei und jeden Abend wird es kälter.
Wir Freiwilligen haben viele Aufgaben in der Kirche, im Café, in der Erlöserkirche.
Erst am Sonntagnachmittag werde ich überall einmal gearbeitet haben.
Die Arbeit in der Himmelfahrtskirche ist glücklicherweise nicht so verwirrend wie die Straßen der Altstadt.
Es ist ein wahres Gewirr, alles sieht ähnlich aus, man kann die Wege nicht so ganz nachvollziehen und doch ist es nicht möglich sich zu verlaufen, nach spätestens einer Dreiviertel stunde spuckt die Altstadt wieder hinaus, in das gleißende Licht.
Die Gassen und Straßen der Stadt sind leer, keine Touristen drängen sich in die unzählbaren Läden, die Souvenirs anbieten, keine Touristen streiten sich um Plätze in den schönen Straßencafés, keine Massen an Touristen steigen die Türe der Kirchen herauf, um sich von oben einen exklusiven Blick über die Stadt zu sichern.
Viele haben Angst, doch die Waffenruhe hält, die Warnstufe ist grün, nur teilweise gelb, für den Ölberg.
Man hört öfters die Hupen der Stadt, als die Geräusche des Hubschraubers, der die Stadt von oben sichert.
Die Knalle in der Nacht, lassen einen unruhig einschlafen, doch künden sie nur von dem geschlossen Liebesbund Zweier.
Feuerwerk klingt dumpf, Schüsse klar.
Ich fühle mich hier sehr sicher, das Zentrum ist umgeben von einer Mauer und Sicherheitspersonal patrouilliert die ganze Nacht.

Eine Insel; und doch erreichbar und umspült von den Wogen des Ölbergs.

Es ist schön hier zu sein, die Musik des Klaviers, die Gesänge spülen durch die Kirche.
Und wieder frage ich mich warum es so schwer ist friedlich miteinander zu leben, wo wir doch alle Menschen sind, Menschen die leben, Menschen die denken und Menschen, die fühlen.

Ella

Ein Gedanke zu “عشرة

  1. Hey du,

    Hoffe dir geht es gut.
    Du schreibst ganz tolle Texte, mal kann sich alles so total gut vorstellen und doch hab ich keine Ahnung. Was ist so dein Tagesablauf, was machst du in deiner Freizeit?

    Pass auf dich auf, und schöne Tage dir.

    Liebe Grüße
    Franzi 😊

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